Geschafft!

Endlich steht sie, die neue Webseite. Also ich finde, sie passt zu mir und ist gelungen! Die Resonanz wird es zeigen. Das war ein gutes Stück Arbeit und ein Training in Selbstdisziplin. Denn „so nebenbei mal“ neue Texte schreiben, passende Bilder beschaffen, ein individuelles Layout erstellen und ja, seufz, dem Datenschutz gerecht werden, ist nicht. Zum Glück hatte ich zwei geduldige und kreative Webdesignerinnen, die mich begleiteten, schubsten, nachfragten, Vorschläge machten, irgendwann mutig vieles verwarfen und nochmal neu anfingen. So wurde eine halbjährige Odyssee daraus, ein gemeinsamer Prozess, der mich auch grundsätzlich über die Prioritäten und Schwerpunkte meiner Arbeit nachdenken ließ.

 

Kennen Sie das auch, dass wir meist das Dringliche vor dem Wichtigen tun? Ein Schuster (ja, den gibt es noch, nicht nur zum Reparieren, sondern ebenfalls zum Maßanfertigen von Schuhen) sollte ja wohl immer in guten Schuhen rumlaufen, und doch sagt man ihm nach, dass er meist die alten trägt. Sogar die Kanzlerin a. D. Dr. Angela Merkel grübelte über der Frage, ob sie dem Wichtigen vor dem Dringlichen in ihrer Amtszeit den angemessenen Platz eingeräumt hat. Ich bin also in guter Gesellschaft eines Staatsoberhauptes und eines stereotypen Schusters – und wahrscheinlich in der Gesellschaft Abertausender, die bei längeren Projekten ähnliche Erfahrungen machen. 

 

Wir prokrastinieren! Wenn wir doch schon den ganzen Tag gearbeitet haben, dann doch bitte nicht auch noch den Abend am Schreibtisch verbringen, um eine neue Webseite zu kreieren, morgen ist auch noch ein Tag! Es soll doch auch gelebt, gegessen, gegossen, ausgegangen, eingekauft werden. Bekannte warten auf Rückruf, die Küche harrt der Benutzung, der Garten soll nicht verwildern, die Waschmaschine laufen. 

 

Aber glücklicherweise existiert auch diese andere Stimme: Mach weiter! Mach deine Gedanken klar! Mach dein Ding! Schließ das jetzt ab! Und dann plötzlich kommt noch mal ein Schwung neuer Ideen, die auch gar nicht so schwer umzusetzen sind und man fragt sich: Warum habe ich so lange gewartet? Vielleicht liegt es ja daran, dass in diesem Fall kein Druck da war, niemand das Vorhandene kritisierte oder in Frage stellte. 

 

Einen heiklen Punkt darf ich nicht auslassen. Den Moment, wo alles in der richtigen Reihenfolge am vorgesehenen Platz in der richtigen Tonalität fertig war, umrahmt von passenden Bildern und  ansprechender Grafik. Es ist jetzt gut so! Du kannst jetzt loslassen! Du kannst es immer wieder anpassen! Nur mit diesem Mantra kann ich meine neue Webseite in die Freiheit entlassen. Denn sie ist mir wie ein schwieriges Kind ans Herz gewachsen, im Werden, im Wachsen. Sie den Augen aller auszusetzen, kostet Überwindung. Soll ich ? Ja, ich soll. Ja, ich  kann. Ja, ich will. Jetzt.