Werte und Wirtschaft

 

 

 

 

Werte und Wirtschaft – ein merkwürdiges Paar, das angeblich nicht zusammenpasst, das nicht ohne weiteres miteinander aber auch keinesfalls ohneeinander kann, zumindest, wenn die Menschheit überleben soll. Kapitalismus gleich Raffgier und Gewinnoptimierung – gibt es weiterhin, natürlich, und in vielen Autokratien, die mal mit sozialistischem Anspruch antraten, ist zwar „wirtschaftliche Entfaltung“ möglich, doch die Korruption nimmt überhand, während gleichzeitig die Meinungs- und die Pressefreiheit immer mehr eingeschränkt werden. Die Kritik daran ist scharf und berechtigt, und auch hierzulande sollten wir wach dafür sein, diese als selbstverständlich geltenden Rechte zu verteidigen. Unsere Wirtschaft, die oft, und oft zu Recht, im Verdacht steht, Dinge zu vertuschen, kann umgekehrt auch gute Beispiele abgeben und so große Wirksamkeit entfalten. Der Pas de deux von Werten und Wirtschaft, wenn er gelingt, kommt vielen zugute.

 

Die Idee ist nicht neu. Schon in der klassischen Antike und vielleicht noch früher gab es Mäzene, die Gutes taten, Armenhäuser, Schulen und Wundstationen unterstützten. Natürlich freuten sie sich, wenn andere darüber redeten und ihre guten Tagen weiterverbreiteten. Die Gunst der Götter oder gleich ein interessantes Amt mit Einfluss geriet in Sichtweite. Die Griechen machten es vor, die Römer perfektionierten es. Ob sie wohl schon so einen Spruch wie „Von nichts kommt nichts“ kannten?  Weiß ich nicht und mag es auch gerade nicht nachschlagen, aber entscheidend ist: Die Idee war da. Nur wer eine einigermaßen saubere Weste hatte (kann auch ein Kaftan oder ein anderes Gewand gewesen sein), nur wer beim Abmessen und Wiegen von Waren nicht mogelte und andere damit übervorteilte, niemanden allzu sehr über den Tisch zog und seinen Untergebenen Luft ließ, hatte auf Dauer den Respekt und die Würde, die es brauchte, ein hohes Amt zu bekleiden.

 

Über die Zeiten hinweg hat sich das Bild vom ehrbaren Kaufmann erhalten. Gerade wenn Banken- und Börsencrashs ein Wirtschaftsgefüge zu erschüttern drohten,  wenn Pandemien und Kriege die Märkte verunsicherten, waren sie gefragt, die ehrbaren Kaufleute, die lokal vielfach vernetzt und verhaftet waren und deshalb auch ihren Mitmenschen in der Umgebung verpflichtet. Sie horteten keine Waren und Lebensmittel, um irgendwann horrende Phantasiepreise zu verlangen, sondern entsprachen einem Versorgungsauftrag. Dass neben ihnen meist eine oder mehrere gestandene Frauen standen, die spätestens in den Weltkriegen zeigten, dass sie es auch alleine konnten, steht bislang noch zu oft auf der Rückseite des Blattes.

 

In diesem Jahr wechsle ich für einen Tag die Rolle von der Journalistin zur Präsentiererin (nein, nicht Repräsentantin): Ich präsentiere in Oberursel, Klinik Hohe Mark, mit anderen zusammen beim Werte- und Wirtschaftskongress am 12. Mai gute Beispiele aus der Wirtschaft, die zeigen, wie nachhaltig, wertschätzend und gemeinwohlorientiert gewirtschaftet und trotzdem ausreichend Gewinn generiert werden kann.  Besonders gespannt bin ich auf die Beispiele der zwei Unternehmerinnen Dr. Juliane Kronen und Laura Rademacher. Aber auch auf alle anderen und unser Thema „Alles im Wandel, Krisen als Normalzustand – unsere Gesellschaft auf Schlingerkurs“, das ich moderieren werde. Das volle Programm findet sich unter www.wuw-kongress.de.